03-10-2014
Christian Schaper, Kritik zur Tacet-CD: Schumann, Robert: Klavierquartett op. 47 & Klavierquintett op. 44
... Als stiller Star der Aufnahme aber erweist sich der Pianist: Peter Orth, US-Bürger und Serkin-Schüler, mit großer Konzertkarriere jenseits des Atlantiks im Rücken, ist nach fast zwei Jahrzehnten in seiner deutschen Wahlheimat und z. T. hochdekorierten Kammermusikplatten noch immer eher Insidern ein Begriff. Wie er die ganze Einspielung durch Zurückhaltung beherrscht, dabei wunderbare mikroagogische Pointen setzt und auch in den brillanten Passagen allenfalls zum primus inter pares wird – das ist hintergründiges Musizieren par excellence. Und das Zusammenspiel der fünf Akteure gerät makellos. Man höre nur den langsamen Satz des Klavierquintetts; bereits das Thema, immer wieder stockend und doch schier endlos, vereint alle Vorzüge dieser Aufnahme: die pianistische Dezenz, den gedeckten Ton, ein qualitätvolles Piano, makellose Phrasierung, über jeden noch so großen Abgrund hinwegtragende Spannungsbögen, vor allem aber die Kunst des unmerklichen Übergangs bei beeindruckend abgebildeter Tiefenstaffelung. Die Stabübergabe könnte leichter nicht von der Hand gehen; alles greift wie selbstverständlich ineinander. Und was auch am Hörer vorüberzieht in dieser Gefühlsstafette – stets treffen die Interpreten den poetischen Kern der kompositorischen Faktur.
Es ist ein glückhaftes Gelingen, das aus diesen zweimal vier Sätzen spricht – jeder von ihnen ein Schwergewicht für sich, und doch alle perfekt gegeneinander austariert. Orth und die Auryns lassen das erlebbar werden, und beschönigt wird dabei nichts, im Gegenteil: Man gibt sich betont ungeschminkt, Ausdruck geht im Zweifel vor Intonation (über dem unbestechlichen Klavier liegt so manches gnadenlos offen), und wegen bloßer Blättergeräusche wird schon gar kein Take verworfen. Authentizität ist eben nicht immer nur eine Frage der Instrumentenwahl. ...